das
Kunstprojekt |
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die
Wandbilder |
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Ein Projekt von CARLéM (Carlos Martins), einem in Berlin ansässigen portugiesischen Künstler, für die Stadt und Land Wohnbauten Gesellschaft .
Projektbeschreibung:
Ziel sollte die malerisch-bildnerische Gestaltung von
Eckbebauungen an sechs Giebelwandteilen auf Erdgeschoßniveau bzw.
Höhe des 1. Obergeschosses sein.
Lange schon suchte der Eigner STADT und LAND gemeinsam mit dem Quartiers-management der High-Deck-Siedlung nach einem Weg, durch Fassadengestaltung an ausgesuchten Flächen die allgemeine Orientierung im Viertel zu erleichtern.
Das künstlerisch-pädagogische Konzept: Das Gesamtkonzept sah die Einbindung folgender Zielgruppen in den künstlerischen Entstehungsprozess vor:Die Jugendlichen sollten ..... - handwerkliche Tätigkeiten erlernen, - an individuelle künstlerische Umsetzungsprozesse herangeführt werden, - Fantasie und Kreativität in Bezug auf die Gestaltung des eigenen Umfelds entwickeln, - und dadurch an Identifikation mit dem sozialen Kontext gewinnen.
Die Schüler sollten .....
Für die Anwohner .....
Die Finanzierung: Von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wurden für drei Neuköllner Kiezbereiche (High-Deck-Siedlung / Rollberg / Schillerpromenade) jeweils Gelder in einem QUARTIERSFONDS für die Finanzierung von Projekten zur Verfügung gestellt. Eine Jury, zusammengestellt aus 50% Bewohnern und 50% ortansässigen Institutionen (z.b. Vereine, Mieterbeiräte etc.) war für die Auswahl der Vorhaben zuständig, die aus diesem Fonds finanziert werden sollten.
Das am 30.05.2001 von den Antragsstellern STADT und LAND, Carlos Martins und Bequit gemeinsam beantragte kooperative Kunstprojekt (Antr-Nr.5) wurde am 28.06.2001 zur Abstimmung vorgelegt und ohne Gegenstimme genehmigt. Festgeschrieben wurde darin, dass die detailierte Umsetzung der Entwürfe und die Vertragsgestaltung mit der Wohnungsbaugesellschaft und dem Architekten abgestimmt werden muß.
Zwischen STADT und LAND und CARLéM wurde am 13.11.2001 ein Vertrag zur Durchführung und Finanzierung des Projekts abgeschlossen. Darin wurden verschiedene Realisierungszeiträume, Materialienauswahl, deren Bezahlung, sowie die Honorarvergütung des Künstlers festgeschrieben. Der Künstler verpflichtete sich, seine Arbeit zu dokumentieren.
Als sein besonderes Anliegen legte der Künstler in dem Vertragswerk weiterhin fest, dass nur Materialien verwendet werden, die hinsichtlich ihrer Gewinnung, Verarbeitung, Funktion und Beseitigung eine hohe Gesundheits- und Umweltverträglichkeit aufweisen. Ablauf der künstlerischen Gestaltung: Im Oktober 2001 wurden die Arbeitsabläufe, Termine und die Verortung der Wandbilder innerhalb einer Projektbesprechung der Kooperationspartner beschlossen. Hinsichtlich der Jugendlichen von BEQUIT, deren ABM-Projekt "ANTI-GRAFFITI" am 01. 09. 2001 mit einer malermäßigen Qualifizierungsmaßnahme begann, sollte ein frühzeitiger Start der Vorarbeiten angestrebt werden, um hier einen Motivationsschub zu erreichen.
Am 14.11.2002 erfolgte die Zustimmung der Beteiligten (STADT und LAND, "QM"-Quartiersmanagement, Bewohner und Architekt) für die Ausführung auf Grundlage der Entwürfe. Der Architekt Hr. Oefelein bestand auf die spätere Ausleuchtung der Wandbilder.
Am 26.11.2001 begann die künstlerische Arbeit mit den Jugendlichen von Bequit. Begonnnen wurde mit der notwendigen Untergrundvorbereitung der Fassaden-Teilfläche beim "Wilhelm Tell" an der Leo Slezak Strasse, deren Grundierung und der Motivsetzung. Auch mußten vorher teils zu schützende, teils störende Bepflanzungen von einer Ga-La-Baufirma bearbeitet bzw. entfernt werden. Nach dem Jahreswechsel wurde neben der handwerklichen Vorarbeit wöchentlich ein sogenanntes Jour Fixe mit den Jugendlichen der Bequit abgehalten.
Das Jugendprojekt der Bequit wurde fortan pädagogisch begleitet und betreut von der Dipl.-Päd. Frau Andrea Keller. Die Bereitstellung dieser sozialen Komponente ist in solchen Jugendprojekten nicht zu unterschätzen und sollte bei Beantragung ähnlicher Projekte stets vorgesehen werden. Für die künstlerische Assistenz wurde von Carlos die Bühnenbildnerin, Frau Katrin Samuel, eingesetzt - dies, da die künstlerische Betreuung an mehreren örtlich auseinander liegenden Arbeitsorten nicht zu bewältigen ist.
Ab April wurde die künstlerische Arbeit der Schüler am Bild "WILHELM TELL" und "Die LUSTIGE WITWE" begonnen. Bei den zwei Mal wöchentlich stattfindenden Terminen waren die jeweiligen Kunstlehrerinnen, Fr. Hartmann und Fr. Kowalke, größtenteils mit anwesend. Die Schüler hatten hierbei jeweils ca. zwei Stunden zur Verfügung, um ihre in der Schule entwickelten Entwürfe auf die von Carlos festgelegten Standorte der Fassade zu übertragen. Beim Mischen der Farben und Lasuren sowie dem Setzen der Motive wurde den Kindern von den Gesellen und Jugendlichen der Bequit geholfen. Bei den ersten Arbeitsschritten wurde schnell klar, wo die Hauptschwierigkeiten der Schüler liegen. Einerseits hatten sie insgesamt Respekt vor dem Malen an solch großen Hauswandflächen und andererseits scheiterte die Übertragung ihrer Skizzen am Anfang meist schon an der Größendimensionierung - ein Grundproblem des räumlichen Denkens. Der ständige Hinweis des Künstlers, sich seine Arbeit wiederholt von Ferne zu betrachten, half über erste Schwierigkeiten hinweg.
Der "RIGOLETTO" wurde zwischen dem 12.04. und 30.05.2002 ausgestaltet. Hier gab es nach dem Malen der ersten Motive teils recht heftige Proteste von Anwohnern. Diese entzündeten sich daran, dass in einem Motiv des Wandbildes, wie auch in der Oper vorgesehen, ein gedungener Mörder die sich opfernde Gilda statt den schlafenden Herzog niedersticht. Als Ergebnis der Proteste (Gewaltverherrlichung ?) regte der Künstler an, dass die protestierenden Anwohner in Diskussionen mit den Schülern diese überzeugen sollten bzw. auf einen Kompromiss zu drängen. Nach Streitgesprächen einigte man sich darauf, die Szene mit einem zusätzlichen Motiv zu übermalen bzw. eine Person davor zu plazieren. So blieb die eigentliche Szene zwar bestehen, war aber für den Betrachter nicht mehr sichtbar (s. Abbildung, rechts ).
In den Folgewochen bis zum 20.06.2002 wurden die Wandbilder "Die AFRIKANERIN" und "die ZAUBERFLÖTE" von den Schülern und Jugendlichen erarbeitet und fertiggestellt.
Zwischen dem 17.06. und 21.06.2002 folgte wie vorgesehen die Kunstprojektwoche der sechsten Klasse der Grundschule in der Köllnischen Heide. Mit endlich mehr Zeit und Konzentration konnte nun das von Carlos mit Bequit vorbereitete Hintergrundbild der FIDELIO-Szene, Sonnenallee an der Einmündung Peter Anders Straße, von den Kindern mit ihren Entwürfen und Leben ausgefüllt werden.
Die Mittel für die Videoerstellung wurden von Ab dem 24.06.2002 wurden letzte Retuschearbeiten und die jeweilige Beschriftung der Wandbilder von Carlos gesetzt. An jedem Bild sollten die Schriftzüge der beteiligten Personen und der jeweiligen Musiker und Opern angebracht werden. Carlos entschloss sich, die Namen der Kinder und Jugendlichen in das Wandbild selbst zu integrieren, damit die Beschriftung nicht übermäßig vom eigentlichen Bild ablenkt.
Abschließend führten die Jugendlichen und Malergesellen der Bequit die notwendige Anti-Graffiti-Schutzbeschichtung durch. Diese wurde, wie vom Künstler gefordert, mit CAPAPLEX ausgeführt. Dieses Spezial-Grundiermittel des Herstellers Caparol zeichnet sich beim seidenmatten Glanzüberzug, der eine Opferschicht bildet, durch hervorragende Hafteigenschaften aus, ist dabei aber trotzdem lösemittelfrei und kann nach Restentleerung auch als Hausmüll entsorgt werden. Nach evtl. Graffiti-Beeinträchtigungen könnten diese mit leicht-lösemittelhaltigen Produkten entfernt und die Opferschicht-Lasur erneuert werden. Die Wandbild-Einweihung:
Am 03.07.2002 wurden von Carlos und den Beteiligten in einer feierlichen Abschlußveranstaltung die Wandbilder der STADT und LAND und den Kiez-Bewohnern übergeben. Die vom Quartiersmanagement initierte Feier startete unter tatkräftiger Mithilfe der Jugendlichen von Bequit und Schülern der Grundschule i. d. Köllnischen Heide am Sonnenallee-Centern dem Standort des Wandbildes "L´AFRICAINE".
Dankesreden wurden von Herrn Haedke, Gebietsleiter der STADT und LAND, von der Quartiersmanagerin Frau Müller, vom Architekten Herrn Oefelein und von Carlos selbst gehalten.
Nach Abschluß des offiziellen Teils der Veranstaltung lud Carlos alle Interessierten zu einem Rundgang durch das High-Deck-Viertel. Hierbei erläuterte er aus seiner Sicht die jeweiligen Bildszenen, fügte Randnotizen an und beschrieb Problematiken (s.o. - Rigoletto) der einzelnen Wandbilder.
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Abschluß - Bildcollage