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      SCHMIDT, Joseph
      Tenor

      * 04.03.1904 in Davidendy (Bukowina, Bezirk Storozynetz, Rumänien)

      † 16.11.1942 in Girenbad bei Hinwil (Schweiz)



    Er war der Sohn eines armen deutsch-jüdischen Landpächters. Seine Eltern verzogen nach Czernowitz. Er sang als Kind im Chor der Synagoge von Czernowitz; sein Onkel, Leo Engel, der später sein Manager wurde, ermöglichte ihm nach einer ersten Ausbildung bei Frau Lerchenfeld-Hrimaly in Czernowitz ein Gesangstudium bei Hermann Weißenborn in Berlin. Im April 1929 debütierte der Künstler in Berlin in einer Rundfunk-Sendung von Meyerbeers Oper »L'Africaine« in der Partie des Vasco (in einer Sendereihe von Opern durch den holländischen Bariton Cornelis Bronsgeest). Wegen seiner geringen Körpergröße war es ihm kaum möglich, eine eigentliche Karriere auf der Opernbühne zu erreichen. (1929 wirkte er ausnahmsweise am Großen Schauspielhaus Berlin in der Uraufführung der Operette »Die drei Musketiere« von Ralph Benatzky mit). Um so erstaunlichere Erfolge hatte er jedoch im Konzertsaal und vor allem als Rundfunk-, Tonfilm- und Schallplattensänger. Er sang im Rundfunk (über die Sender Berlin, Stuttgart, Wien und Hilversum) allein 45 Opernpartien, darunter den Tamino in der »Zauberflöte«, den Idomeneo von Mozart (beide unter der Leitung von Bruno Walter), den Arturo in Bellinis »I Puritani«, den Carlo in »I Masnadieri« von Verdi, den Faust in »Mefistofele« von Boito bis hin zum Arnoldo in Rossinis »Wilhelm Tell«. 1929 kamen seine ersten Schallplattenaufnahmen heraus, 1931 sein erster Musikfilm (»Der Liebesexpress«). Mit dem Film »Ein Lied geht um die Welt« (1933) erlangte seine Popularität in Deutschland ihren Höhepunkt, doch war ihm als Juden nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus 1933 das Auftreten am Rundfunk verboten, so daß er noch im gleichen Jahr Deutschland verlassen mußte. Er ging zunächst nach Wien; jetzt kamen seine weiteren großen Filme »My Song goes round the World« (London, 1934), »Wenn du jung bist...« (Wien, 1934), »Ein Stern fällt vom Himmel« (Wien, 1934), »Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben« (Wien, 1935) und »A Star fell from Heaven« (London, 1936) heraus. Er unternahm sehr erfolgreiche Konzertreisen in Palästina (1934), in Holland, in Belgien, in der Schweiz, in Nordamerika (1937-38), Mexiko und Kuba. Im Juli 1936 sang er in Birkhoven (Holland) vor 100 000 Zuhörern. 1937 kam er nochmals nach Deutschland und gab u.a. beim Jüdischen Kulturbund in Frankfurt a.M. einen Arienabend, verließ Deutschland aber bald wieder. Nach der deutschen Annektion von Österreich lebte er seit März 1938 in Brüssel. Im Januar 1939 erschien er am Théâtre de la Monnaie Brüssel dann auch auf der Bühne, und zwar als Rodolfo in Puccinis »La Bohème«. Bei der Besetzung Belgiens 1940 durch die deutschen Truppen gelangte er unter abenteuerlichen Umständen nach Frankreich, wo er bis 1942 blieb. Er hielt sich dort in Nizza auf, mußte aber auch hier um sein Leben bangen; im Mai 1942 trat er nochmals am Opernhaus von Avignon auf. Da sich die Judenverfolgungen auch nach Frankreich ausdehnten, flüchtete er im Oktober 1942 in die Schweiz. Hier wurde er als illegal eingereiste Person in das Internierungslager Girenbad (Kanton Zürich) eingewiesen, wo er bald darauf an einem plötzlichen Herzversagen starb. Die 350 im Lager Girenband Internierten bekundeten bei seinem Begräbnis ihre tiefe Trauer um den großen Sänger; auf dem jüdischen Friedhof von Friesenberg (Kanton Zürich) fand er seine letzte Ruhestätte.


    Literatur:

  • Gertrud & Karl Ney-Nowotny: »Joseph Schmidt. Das Leben und Sterben eines Unvergeßlichen« (Wien, 1967)
  • Gertrud & Karl Ney-Nowotny: »Ein Stern fiel vom Himmel - Sein Leben und Sterben« (Wien, 1967)
  • Alfred A. Fassbind: »Joseph Schmidt. Ein Lied geht um die Welt - Spuren einer Legende« (Zürich, 1992). - ISBN 3-7263-6664-4

    Joseph Schmidt besaß eine der schönsten lyrischen Tenorstimmen seiner Epoche. An sich war diese Stimme nur von begrenztem Volumen, doch ihre enorme Tonhöhe und ihr nuancenreicher, ausdrucksschöner Vortrag verdienen noch auf seinen zahlreichen Schallplatten höchste Bewunderung. Diese erschienen bei HMV, Ultraphon (Telefunken) und Parlophon. Insgesamt sind 125 kommerzielle Titel vorhanden, doch sind weitere Aufnahmen mit jüdischer religiöser Musik (auf Parlophon aufgenommen, aber erst später bei Preiser veröffentlicht) und Mitschnitte von Radiosendungen und Konzertauftritten (auf Koch Records herausgegeben) zum Vorschein gekommen.


    Text-Quelle/n

    [Schmidt, Joseph. In: K.J.Kutsch,Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Unter Mitwirkung von Hansjörg Rost. Dritte erweitterte Auflage. Bern und München: K.G.SAUR, 1999-2000. Bd. 4 , S. 3118 ff.]

    (c) 1999-2000 by K.G. Saur Verlag




    Bild-Quelle/n
    Das Bildmaterial wurde entnommen:

  • dem 'Lexikon der Musik' , Verlag ULLSTEIN Multimedia , Herausgeber - United SoftMedia.


    Dank an die K. G. SAUR VERLAG GmbH, München, für die Genehmigung zur kostenfreien Nutzung der auf dieser Seite enthaltenen Biographie über Joseph Schmidt.
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