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    WILHELM TELL

    Opéra in 4 Akten von

    Gioacchino ROSSINI


    TEXT:
      Victor-Joseph Étienne de Jouy und Hippolyte-Louis-Florent Bis(er kürzte den zu langen Jouy-Text) nach Friedrich Schillers gleichnamigem Schauspiel (1804). Ein nicht genannter Mitautor war Armand Marrast, der nach Rossinis Angaben eine Fassung der Schwur-Szene im 2. Akt beisteuerte. Weitere Verse stammen von Adolphe Crémieux (1796 Nîmes - 1880 Paris).

    URAUFFÜHRUNG

      3.8.1829 Paris, Opéra (Salle Le Peletier). Ital. Fassung von Calisto Bassi als Guglielmo Tell (1831).

    PERSONEN:

      Guillaume Tell (Bariton) - Hedwige, Tells Frau (Sopran) - Jemmy, Tells Sohn (Sopran) - Arnold Melchthal, Geliebter Mathildes (Tenor) - Melchthal, Arnolds Vater (Bass) - Gessler, kaiserlicher Landvogt von Schwyz und Uri (Bass) - Radolphe, Offizier, Gesslers Vertrauter (Tenor) - Walter Fürst (Bariton) - Leuthold, ein Schäfer (Bariton) - Mathilde, habsburgische Prinzessin (Sopran) - Ruodi, ein Fischer (Tenor) - Bauern, Jäger, Pagen, Gesslers Gefolge, Hochzeitsgesellschaft u.a.

    ORT UND ZEIT:

      Bei Altdorf im Kanton Uri, frühes 14. Jh.

    SPIELDAUER:

      ca. 4 Stunden (1. Akt: ca. 70 min.; 2. Akt: ca. 70 min.; 3. Akt: ca. 60 min.; 4. Akt: ca. 35 min.).

    1. Akt: Aus dem idyllischen Bild einer Dorfgemeinschaft, die eine dreifache Hochzeit vorbereitet, treten sehr bald die Hauptpersonen in den Vordergrund und zeichnen sich die Konflikte des beginnenden Dramas ab: Neben Tell, der um jeden Preis zum Kampf gegen die Tyrannei der Habsburger bereit ist, steht Arnold unentschlossen, gebunden durch seine Liebe zur habsburgischen Prinzessin; schließlich gibt er Tell sein Wort, im Kampf dabei zu sein. Während der alte Melchthal die Hochzeitspaare segnet und alle sie feiern, stürzt Leuthold Hilfe suchend ins Dorf. Er hat einen von Gesslers Leuten, der seine Tochter zu entführen drohte, mit der Axt erschlagen. Er muss fort, ans andere Ufer des Vierwaldstätter Sees, aber der Fischer verweigert die gefährliche Überfahrt. Kurz entschlossen übernimmt Tell diese Aufgabe, eben noch rechtzeitig, bevor Gesslers Soldaten unter Radolphe eintreffen. Keiner werde ihm den Namen von Leutholds Fährmann verraten, setzt Melchthal stolz dem Offizier entgegen - und wird unverzüglich abgeführt.

    2. Akt: Im schwindenden Abendlicht, nachdem Jäger und Schäfer heimgezogen sind, trifft sich Mathilde (Romanze Sombre forêt) mit Arnold (Duett Oui, vous l'arrachez à mon âme). Sie kann ihn dazu bewegen, seine Ehre auf der Seite der Habsburger zu suchen. In jähem Wechsel schlägt er sich aber gleich darauf wieder zu Tell und Walter Fürst, als er von ihnen hört, dass sein Vater von Gessler umgebracht worden ist. Mit ihnen und den Vertretern der Kantone Uri und Schwyz leistet er den Rütli-Schwur gegen die Tyrannei.

    3. Akt: Zum letzten Mal sehen sich Mathilde und Arnold. Sie wissen, dass des alten Melchthals Tod sie trennt. - Auf dem Altdorfer Kirchplatz demonstriert Gessler seine Macht, indem er das Volk zwingt, seinem Hut als Insignie der habsburgischen Landeshoheit Reverenz zu erweisen. Nur Tell verweigert die befohlene Demütigung. Gessler verfällt auf den zynischen Gedanken, ihn zur Strafe einen Apfel vom Haupt seines Sohnes Jemmy schießen zu lassen. Tells Schuss gelingt. Auf Gesslers Frage, weshalb er einen zweiten Pfeil zu sich gesteckt habe, antwortet Tell, der hätte, falls Jemmy verletzt worden wäre, Gessler selbst gegolten. Der Landvogt lässt Tell daraufhin festnehmen. Jemmy wird von Mathilde in ihre Obhut genommen.

    4. Akt: Trauer und Klage um seinen Vater stacheln Arnolds Rachlust an. An der Spitze der Schweizer bricht er auf, um Tell und das ganze Land zu befreien. Hedwig in ihrer Verzweiflung will zu Gessler eilen und um Gnade für ihren Mann flehen. Da erscheint Mathilde mit Jemmy, um sich selbst als Geisel für Tell zur Verfügung zu stellen. - Bei einer Gewitterfahrt über den See gelingt es Tell, aus dem Boot mit Gessler und seinen Soldaten an Land zu springen und Gessler zu erschießen. Inzwischen haben die Schweizer unter Führung von Walter Fürst und Arnold Melchthal Altdorf erobert. Das Land ist befreit. Und Mathilde ist eines Sinnes mit Arnold. Der Sturm klingt ab.

    Guillaume Tell war Rossinis erste vollständig original frz. Oper. Er begegnete der Herausforderung der frz. Bühne durch eine Oper, die ital. wie frz. Einflüsse verband, die Sache der Grand opéra beflügelte und die Ideale der Pariser Revolutionszeit ebenso vertrat wie die des gegen die österr. Fremdherrschaft rebellierenden ital. Risorgimento.

    Rossini hatte seine ital. Opern stets als Folge geschlossener, durch Rezitative verbundener Nummern entworfen, doch innerhalb dieser klassischen Formen (Arie, Kabaletta, Kavatine, Duett, Terzett u.a.) fand er doch vielfältigste Möglichkeiten zu individuellen, dramatischen Lösungen. Dieser ital. Tradition entsprechen z.B. Mathildes Arie im 3. Akt Pour notre amour, ihr Duett mit Arnold Oui, vous l'arrachez à mon âme, Arnolds Szene zu Beginn des 4. Aktes Asile héréditaire und die Strettasteigerung des 1. Finales; in dem Duett Tell/Arnold im 1. Akt (Où vas- tu?) sowie im Terzett Tell/Arnold/Walter des 2. Aktes (Qu'entends-je?) steigert und mischt Rossini die traditionellen Formen zu musikalisch wie dramatisch bezwingender Aussage. Frz. Einfluss verraten Mathildes schlichte, strophisch gebaute und sorgfältig instrumentierte Arie Sombre forêt, die traditionell starke Bedeutung der Rezitative und der Deklamation sowie der durchgehend gewichtige Anteil der Chöre, die darüber hinaus im 1. und 3. Akt in reiche Divertissements mit meisterhaften Ballettmusiken (Pas de six, Choeur dansé, Pas des soldats) eingebettet sind.

    Wie die erstmals 1988 an der Mailänder Scala gespielte kritische Edition von Elisabeth Bartlet (ital. von Paolo Cattelan) beweist, nahm Rossini bis zur Uraufführung ständig Änderungen vor, und die Oper hielt sich in Paris größtenteils nur in verstümmelter Form (so auch bei den deutschsprachigen Erstaufführungen am 4.5.1830 in Frankfurt a.M. und als Andreas Hofer in Berlin in der Übersetzung von J. Kapp). Für London schuf Webers Oberon-Librettist James R. Planché im gleichen Jahr eine Fassung als Hofer or The Tell of Tyrol, für die Henry Bishop Rossinis Musik einrichtete. An der Mailänder Scala wurde unter der Herrschaft der Österreicher der brisante Stoff nach Schottland verlegt. Diese schott. Fassung wurde als Rodolfo de Sterlinga auch in Rom (1840) gespielt, ebenso wie eine biblische Variante (Giuda Maccabeo). St. Petersburg erlebte 1836 eine russ. Fassung als Karl der Kühne. International durchgesetzt hat sich dagegen die erstmals im Sommer 1831 in Lucca aufgeführte musikalische Bearbeitung Pietro Romanis mit der ital. Übersetzung Calisto Bassis. Der Hauspoet der Mailänder Scala hatte auch schon Rossinis Le siège de Corinthe und Moïse et Pharaon übersetzt. Neben Tell-Opern von Benjamin Weber (1795), Bernhard Anselm Carr (1796) und Luigi de Baillou (1797) war jene Grétrys (1791) besonders erfolgreich und wurde erst von Rossini verdrängt.


    Text-Quelle/n

    [Guillaume Tell, S. 1 ff. Digitale Bibliothek: Reclams elektronisches Opernlexikon, S. 1101 (c) 2001 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart ]








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